Normalerweise bei Familienfeiern unterhalte ich mich nur mit den Kindern. Das ist anstrengend, weil die Kinder immer spielen wollen: Verstecken, Fangen, Räuber und Gendarm, etc. Damit ich mitspiele kitzeln sie mich einfach lange genug, das ist sehr böse. Bestenfalls stellen sie mir irgendwelche Rätsel, die ich lösen muss um mich "freizukaufen" und dann kitzeln sie mich, bis ich mitspiele.
Bei der 60er-Feier meines Vaters hat mein Onkel zu mir gesagt, ich sei ein guter Mensch; es sei ein gutes Zeichen, dass die Kinder so auf mich anspringen. Weil Kinder spüren das, wer gut ist und wer nicht. Sie sind unvoreingenommen und gehen halt zu dem Menschen, bei dem sie sich offensichtlich wohl fühlen. Das bin hier ich, und das ist ein großes Kompliment. "Hör auf deinen alten Onkel", sagte der Onkel. "Das lass dir gesagt sein; ich spreche aus meiner langen Lebenserfahrung"
Bei der 70er-Feier dieses Onkels gelang es mir den Kindern zu entkommen und mich 2mal wirklich mit Erwachsenen unterhalten. Das ging bald in eine angeregte Diskussion über Ausländer, Asylanten, Politik und Globalisierung, wobei die Meinungen meines Gegenübers sehr stark von meinen divergierten. Aber dieses Gespräch gelang es bald zu beenden und das nächste begann. Wieder über Reiche und Arme, über weltfremde G'studierte, über die die das Land aufgebaut haben und die, die es verfallen lassen, über die Weltwirtschaft und über die Zukunft meiner Generation. "Denk an deine Zukunft!" und "Hör auf deinen alten Onkel", sagte der Onkel. "Ich bin jetzt 70 und ich will halt der Jugend gern was von meinen alten Lebensweisheiten geben."
Jaja, wozu ist man denn sonst alt?!
Erwachsen werden und mit Erwachsenen über Erwachsenenthemen sprechen...
Määäh....
ich mag lieber Daumenketschen und Ernst-auf-Ernst-spielen, und Fingerschlagen, und blöde Witze erzählen und vom Gummibärenland träumen, wo alles aus Süßigkeiten besteht, über den Sommer singend den Schulweg heimtanzen, wo wir dann SuperRTL schauen und naschen, während wir UNO-Extrem spielen. Grimassen schneiden und Spiele erfinden, von Alltagsabenteuern erzählen, die wir so nie erlebt haben... und Papierflieger aus den Angabenzetteln der Hausübung basteln.
daisee gell - 21. Mär, 00:33
__suder suder
Ich fühl mich krank
__jammer jammer jammer
Bitte Mitleid Welt
__kränkel kränkel ächz hust stöhn
Alles so anstrengend, alles so schlimm
__räusper hüstel krächz
Danke für den Schal
__schnupf schnupf entschuldige schnief
Ich fühl mich krank
__suder suder
Danke für das Aspirin
__schnupf schnupf entschuldige schniieeff
Ich fühl mich so krank
__suder suder
Kinder Kinder was soll ich machen?
__jammer jammer jammer
Mir gehts ja so schlecht.
__ohje ohje...
"Also die Mama macht uns immer ein heißes Fußbad, wenn wir krank sind!"
"Und inhalieren, mit Salzwasser!"
"Und so Sachen aus der Apotheke... ja Thymianöl..."
__schnupf schnupf
Danke für den Tipp!
Kinder Kinder, ich bin am krank werden
__jammer jammer
Dazu hab ich doch gar keine Zeit
__suder suder
Was soll ich tun?
"Ich weiß was wir heute spielen! Wir spielen Krankenhaus und du bist die Patientin und ich pflege dich gesund! Du bekommst das Jessi-Bessi-Super-Duper-Über-Drüber-Krankenmenü!
Leg dich hin, ich deck dich zu, und damit dir nicht langweilig ist, schalt ich dir den Fernseher an. So wartest du; das Jessi-Bess-Super-Duper-Über-Drüber-Krankenmenü ist bald fertig!"
__juhuuu juhuuu
Danke Jessi für Gesundheit!
Kinder Kinder
sind die besten Ärzte
daisee gell - 16. Mär, 19:44
daisee gell - 14. Mär, 22:02
- Beine rasieren oder nicht Beine rasieren?
: Magst du das Gefühl von rasierten Beinen?
- Im Moment ist es mir ziemlich egal. Ich finde rasierte Beine schon irgendwie gut, aber unrasierte Beine nicht gleichzeitig schlecht. Auf jeden Fall freut es mich nicht wirklich ...
: Naja, mit unrasierten Beinen sagst du etwas aus!
- Ja genau, das ist es ja.
Meingott, du kannst dir heute nichteinmal nicht die Beine rasieren, ohne dass du damit etwas aussagst. Ich will doch überhaupt nichts aussagen und vor allem nicht das.
Ich kann offensichtlich links sein, aber sowas von:
Ich kann mir die Beine nicht rasieren und damit aussagen, dass mir Schönheitsideale egal sind; oder gegen die Erwartungen rebellieren, die unsere Gesellschaft an Frauen stellt; oder für Natürlichkeit proklamieren. Ich kann damit Menschen irgendwie zum nachdenken bringen, und diese Menschen haben dann das Bild von mir als eine linke Emanze, die ich wahrscheinlich auch bin. Sie würden vielleicht sagen, ich beteilige mich gerne an Demos, boykottiere große Konzerne, kaufe in Alternativläden und wähle ungültig, um zu kritisieren, dass keine der Parteien wählbar ist. Auf jeden Fall verhalte mich dezidiert idealistisch und explizit politisch korrekt.
Wahrheit ist aber: Es ist mir scheißegal und ich habe einfach keine Lust, mir die Beine zu rasieren, ich lebe gerne in Ruhe mein Leben und ich wähle -aus (partei)politischem Desinteresse- lieber einfach nicht.
daisee gell - 14. Mär, 05:40
Um 8 geht's los:
Von Zuhause in die Arbeit, von der Arbeit zur Uni, von der Uni zur nächsten Arbeit und von der nächsten Arbeit wieder zur nächsten und dann endlich wieder nach Hause. Dann ist es wieder 8.
Ein Schwarzkappler der mir 70 Euro abknöpft macht den Tag besonders und die viele Arbeit mit den vielen Zwischenzeiten macht den Tag lang.
Die Nacht wird wohl nicht besonders, aber der besonders lange Tag macht die Nacht besonders angenehm.
Mit freundlicher Unterstützung von Hennessy Cognac.
daisee gell - 10. Mär, 20:33
soviel kleidung und doch nix zum anziehen
soviel musik und doch nix zum hören
soviel zu tun und trotzdem langweilig
soviel langweilig und trotzdem keine zeit
soviel im kühlschrank und doch nix zu essen
soviel liebe und doch nix zum lieb haben und behalten
soviele orte aber nix zum ankommen
soviel zu leben aber nix zu erzählen
soviel zu entdecken aber doch nix zu finden
soviele wege und doch kein platz zu gehen
es ist so eng hier wo alle möglichkeiten herumstehen.
daisee gell - 5. Mär, 00:39
Gespräche gingen über Filme, Kunst, Musik aber vor allem darum, wie man am besten Party macht.
In den Momenten wo mal nichts gesprochen wurde (es gab nur einen aber der war sehr lustig) hörte man das Fallen von Würfeln, das Kratzen von Karten auf Spiegeln, das Blubbern einer Bong.
Alles war richtiggehend unpolitisch, künstlerisch schön und stylish, gleichzeitig kritisch gegen alles.
Es gab kein richtig oder falsch es gab nur beides, und natürlich ein Dagegen von beidem.
Die Sprache schwankte zwischen Englisch und Deutsch, und das Gelaber vermehrte sich mit der Verminderung des Kokains auf dem Spiegel.
Es ging dann eher in kulturellen Austausch und wurde spaßhalber mal ernst behandelt. Es ging viel um Schottland, England und Israel und um Österreich, und welches Land wohl original am meisten Schuld an dem beschissenen Verlauf der Geschichte hat. Achja, also ging es auch um Frankreich, Spanien und Deutschland.
Von Amerika war nie die Rede, die Ureinwohner hatten alles verloren.
...
Es war alles so egal was geredet wurde. Sowas von. Aber mich amüsierte der Ernst mit dem gelabert wurde. Der amüsierte wohl eh alle, nur ich -die ich ja kein Koks ziehe- laberte halt nicht soviel mit. Das Speed hielt meine Motivation gerade soweit um zuzuhören und über diese Typen von Mensch verwundert zu lachen. Endlich mal wieder neue Leute für die ich in meinem Kopf noch keine Kategorie erstellt habe. Kategorien natürlich unsinnig, weil jeder seine eigene Subkultur. Trotzdem interessant, weil eine Hand voll solcher Einzelkategorien ja doch irgendwo eine Familie bildet.
...
Sowas von egal. Aber schön.
Ich blieb bis zum Morgengrauen und ging als meine Kopfschmerzen wiederkamen.
Jetzt lieg ich wieder auf meiner Couch und fühle mich -wie vor 12 Stunden noch- krank und mir tut alles weh. Nur dass draußen die Sonne scheint.
daisee gell - 27. Feb, 08:38
Meine Lieblingsbeschäftigung seit der Umstellung ist es, in meinem neu umgestellten Zimmer abends auf meiner Couch zu liegen und Filme zu schauen.
Heute im Programm: Lammbock.
Eigentlich wollte ich Monty Python's wunderbare Welt der Schwerkraft schauen, aber das Video (Ohja, richtig gelesen, VHS-Kassette) war wohl etwas falsch beschriftet. Also Überraschungsfilm: Lammbock.
Moritz Bleibtreu ist doch gut, der Anfang auch, also weiterschauen.
Es gibt Filme, die schaut man einfach gerne an und ist danach tief berührt oder aufgeheitert oder irgendwie... Und es gibt Filme über die man gerne reden würde. Wo man gerne irgendjemanden an der Seite hätte, dem man sagen kann, wie groß man den Film findet.
Lammbock ist so einer, aber weil ich alleine schaue, muss ich jetzt bloggen. Das ist eine Aneinanderkettung von Situationen die mir irgendwoher verdammt bekannt vorkommen, und dazwischen gibt es so viel zu abgefreakte WTF?!?!-Momente. Das sind so die Momente wo man den Trip nicht mehr packen würde, wär's ein Trip und kein Film.
Theorien über Baywatch und Silikontitten bilden das ganze Blah, das uns über den Tag so schön einlullt; kurze berührende Augenblicke, die das gewisse Funkeln ins Leben bringen; wahnsinnige Situationswechsel aus glücklichen und unglücklichen Zufällen, wie das Leben eben spielt. Man kann sagen, Lammbock beinhaltet alles, was das Leben so ausmacht plus den ganzen abgefreakten Shice der einen Film ausmacht.
Ich könnte ja jetzt noch weiterreden. Jetzt wäre es aber an der Zeit eine Antwort zu bekommen. Ein
:"Ja, mir hat der Film auch sehr gut gefallen. Besonders diese Szene in der .... und das .... passiert. Das ist wie .... und erinnert mich an ..... was einen ziemlich guten Blickwinkel darauf richtet, das ....... (blah)"
worauf ich dann sowas antworten könnte wie
-"Ja, dafür ist ja Moritz Bleibtreu ziemlich gut....(blah)" und das Thema wechseln auf
-"hast du vielleicht Kebap Connection gesehen?"
:"war der mit Moritz Bleibtreu?"
-"Keine Ahnung... ^^ nein glaub nicht. Ist lange her, dass ich den gesehn hab. Aber ich denke, er würde gut reinpassen."
:"Oder Lola rennt!"
-"Ja der war auch wahnsinnig gut. Guter Soundtrack vor allem."
:"Aber nicht nur das. Aber gute Soundtracks müssen schon sein, dass ich einen Film mag. Nicht zu kitschig, schon zur Situation passend, aber so dass der Soundtrack auch ohne den Film existieren könnte..."
-"... aber der Film nicht ohne den Soundtrack."
:"naja doch. Aber beides halt nur halb so gut. Aber wenn man den Film kennt, kennt man den Soundtrack, und der Film ist das, was den Soundtrack erst ausmacht. ...wenn man ihn hört ohne den Film zu sehen."
-"naja bei Slumdog Millionaire mochte ich den Soundtrack im gesamten wahnsinnig gerne, nur mehr zum Film, aber als ich mir dann den Soundtrack besorgte, war's mir einfach zuviel indisches Gedudel."
und so weiter. So kann ich halt mit mir selbst über den Film reden. Auch cool. Aber jemand dessen Gedanken mir nicht schon unbedingt auf der Zunge liegen, wär halt spannender.
daisee gell - 25. Feb, 01:22
Der Heizungsmann (so nenne ich den Menschen, der hier die Heizung repariert) kommt um etwa 7 Uhr früh. Sein Kunde öffnet ihm halbnackt in einer Hose, die er sich grad schnell übergezogen hat, und schwer verkatert an einem Tag der noch ein richtig sonniger Mittwoch werden wird, zeigt ihm wo er arbeiten muss und geht wieder in sein Schlafzimmer. Wahrscheinlich hört der Heizungsmann die Geräusche aus dem Schlafzimmer nicht, da er irgendwie lärmendes Werkzeug benutzt. Nachdem er fertig ist, klopft er an die Tür, der Kunde steht auf und geht zu ihm raus, die Rechnung unterschreiben. Schon wieder in der Hose, immer noch schwer verkatert. Um Smalltalk bemüht fragt ihn der freundliche Heizungsmann was er denn gestern Abend gemacht hat.
"War nur was trinken mit zwei Mädchen...
und die liegen jetzt da drin."
daisee gell - 24. Feb, 23:26