Dienstag, 1. Juni 2021

Pronoia

Pronoia ist das Gegenteil von Paranoia: Das Gefühl, die ganze Welt hätte sich zugunsten von jemanden - mir - verschworen.

Es ist nicht so, dass alles fällt, wie ich es brauche. Es ist nur so, dass die Welt meistens gut zu mir ist. Wenn mir gutes widerfährt, ist das für mich ein Zeichen, dass ich am richtigen Weg bin. Was ich versuche, in der Welt zu schaffen, ist ein gutes Leben für alle. Dabei setze ich mich für diejenigen ein, die fast ganz unten sind. Wenn ich mich frage, wozu mein Leben gut ist, kann ich bereits sagen, dass ich anderen Menschen Hoffnung gebe. Es ist kein lukrativer Job, im Gegenteil, aber seit ich mich von Py getrennt habe, - und ich danke @Neon für den Auftakt meiner Pronoia - und zurück zu meinem Weg gefunden habe, merke ich, wie sich die Dinge wieder zu meinen Gunsten fügen. Die Geschenke von Freund*innen und Unbekannten sind eine große Unterstützung für mich, vor allem eine Ermutigung. Es ist, als würde mein Umfeld einfach wollen, dass ich Erfolg habe und mich nicht unterkriegen lasse.
Dabei weiß ich, wenn ich keinen Erfolg habe, liegt es daran, dass ich zuviel prokrastiniere und viele Chancen nicht nutze. Ich bräuchte viel mehr Energie um mit Menschen zu reden, mich zu vernetzen und vor allem hinauszugehen und mich bekannt zu machen. Aber davor scheue ich noch zurück. Ich will mich nicht groß rausbringen als die Revolutionsführerin wie ich es mir noch mit 17 vorgestellt habe. Mit 17 hab ich mir das auch nicht wirklich vorgestellt, es war nur etwas für das ich Bedarf gesehen habe und wenns sonst niemand macht, muss es halt ich machen. Ich möchte aber keine Führung übernehmen. Andere sollen verstehen, dass wir zusammenstehen müssen und einander zuhören, uns gegenseitig ermutigen, etc. Alles was mir zugute kommt, soll allen zugute kommen. Mein politisches Engagement mache ich ja nicht aus Nächstenliebe, sondern schon auch für mich - weil ich will ja in einer Welt leben in der es allen gut geht. Nicht nur allen, die ich kenne. Oder doch, allen die ich kenne: ich kenne viele Menschen mit Fluchthintergrund, mit Diskriminierungserfahrung, mit psychischen Erkrankungen, Suchtproblemen, Armutsgefährdung, auch einige Freunde die obdachlos geworden sind oder im Gefängnis sitzen. Auf der anderen Seite kenne ich auch genauso viele in relativ stabilen Verhältnissen, die dennoch permanent überarbeitet und immer wieder Burnout-gefährdet sind und dann kenne ich auch Menschen in sehr stabilen Verhältnissen, die keine finanziellen Sorgen haben und sich die Probleme meiner sonstigen Freunde überhaupt nicht vorstellen können; die von sich behaupten, sie wären gar nicht so reich oder sie würden ihre Kinder gar nicht so sehr verwöhnen (diese Zuschreibungen empfinden sie als Affront), weil sie in ihrem Umfeld wohl mehr Menschen haben, die sich noch mehr gönnen. Denen soll es allen gut gehen.
Ich stehe irgendwo dazwischen. Mein Einkommen ist sehr niedrig, aber ich benötige keine staatlichen Hilfen und brauche mir keine existenziellen Sorgen machen, weil mir viel geschenkt wird und ich keine hohen Ansprüche habe. Ich bin nach oben genauso gut vernetzt wie nach unten, ich hab was ich brauche und was ich will und ich will was ich habe. Damit zufrieden zu sein ist eigentlich bereits ein Schlüssel zum Erfolg. Denn Menschen, die sich ihrer Verzweiflung hingeben und immer mehr brauchen, sind sehr leicht zu manipulieren und fremdzubestimmen, verlieren ihren Weg und entwickeln - wohl zurecht - Paranoia.

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Zuletzt aktualisiert: 18. Feb, 23:57

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