Zahltag

I don't believe in you
when you think, you can do it all by yourself.
Wer hat dir die Kraft gegeben,
wer hat dir die Bildung gegeben,
und wer hat sie bezahlt?
Wer hat dir ihre Arbeitskraft gegeben,
ihre Unterstützung
ihr Geld
und ihre Ressourcen?

Und wenn du wie JB soviel Geld gescheffelt hast,
um noch 50.000 Satelliten ins All zu schießen
und großzügig die Welt mit Internet zu versorgen
damit sie deinen Scheiß kaufen können
und dafür ausgebeutet und fremdgesteuert werden
sollen wir dir danken?
Das sind nicht deine Satelliten, JB
Sie gehören denen, denen du ihre Rechte verwehrt hast
die du ausgebeutet und wie Nutzvieh behandelt hast,
und denen, deren Geschäft du zerstört hast,
denen, die deine Steuern gezahlt haben,
und deren Bodenschätze und Ressourcen du gestohlen hast,
...uns allen eigentlich. Also Danke für nichts. Die Satelliten gehören uns, denk nicht mal dran.

Kein Mensch wird von alleine groß. Die Lieferkette will entlohnt werden.
NeonWilderness - 29. Jan, 14:50

Hm, ist deine Bezos-Abneigung so groß, dass du nicht mal seinen Namen schreiben willst? ;) Meine Meinung ist da ziemlich konträr, aber das liegt vielleicht daran, dass mir soziale Marktwirtschaft, Eigenverantwortung und Leistungsorientierung näher liegen als Sozialismus, staatliche Intervention und Gleichmacherei.

Kann man Bezos vorwerfen, dass sein Geschäftsmodell moderner, effektiver, kundenorientierter ist oder müssen sich eher andere (z.B. die klassischen Warenhäuser) anhören, dass sie weder Technologiesprünge, veränderte Kundenwünsche noch die Folgen von Preistransparenz für standardisierte Produkte begriffen haben.

Man kann bedauern, dass Pferdekutschenhersteller irgendwann vor 130 Jahren insolvent gingen, aber wenn ein Geschäftsmodell an sein Ende gekommen ist, muss es sich neu erfinden oder vom Markt verschwinden (aka Schumpeters Konzept der schöpferischen Zerstörung, ohne die es keinen Fortschritt gäbe).

Außerdem werfe ich in die Waagschale, dass Bezos allein während der Pandemie über 427.000 neue Stellen geschaffen hat, für Menschen, die womöglich auf Basis ihrer Ausbildung und der Corona-Krise wenig andere Möglichkeiten gefunden hätten, Geld zu verdienen und ihre Familie zu ernähren. Dies mit "Ausbeutung" und "Nutzvieh" zu umschreiben, finde ich falsch und einseitig.

daisee gell - 12. Feb, 02:13

Wieviele von den 427.000 Jobs muss man annehmen um davon leben zu können?
Wieviele haben ihren Job oder ihre Selbstbestimmtheit als Unternehmer verloren, wegen solcher Internetriesen, die mit ihren eigentlich nicht rentablen Geschäften aber fiktivem Kapital den Markt zerstören?

kürzlich hat mein Chef in der Zeitung gesagt, dass es der Tod der Branche wäre, wenn alle Lieferanten angestellt werden müssten, dass es eben ein Niedriglohnsektor ist und dass die Arbeit ja keine Qualifikation erfordere, die Fahrer ohnehin nicht lange blieben, und das Unternehmen auch jenen Menschen Arbeit bietet, die es ohnehin schwer am Arbeitsmarkt haben. Er sagt also, es ist okay die Arbeitnehmer*innen im unqualifizierten Niedriglohnsektor zu entrechten, insbesondere weil die Migrant*innen aus krisengebeutelten Ländern doch froh sein sollen, überhaupt Arbeit zu haben.
Betriebliche Mitbestimmung, bezahlter Urlaub und volle Lohnfortzahlung im Krankenstand sowie kollektivvertragliche Löhne "passen nicht ins Geschäftsmodell".
Die Firma gibt es seit 5 Jahren und sie macht noch immer keinen Profit. Profit ist ja auch sekundär, alles was erwirtschaftet wird, wird sofort neu investiert. Faire Löhne, Arbeitsrechte, Lebensqualität für die Arbeiter kann man sich aber nicht leisten. Mit Amazon ist es ziemlich das gleiche.

Erzähl mal was von Chancengleichheit und Nutzvieh.
NeonWilderness - 12. Feb, 18:25

Sorry, wenn das jetzt überraschend kommt, aber das Leben schuldet dir gar nichts. Niemand schuldet irgendjemand irgendwas. Niemand schuldet dir ein Abitur, ein Studium, einen tollen Arbeitsplatz, eine Karriere, ein gutes Einkommen oder sowas wie "Lebensqualität". So unangenehm diese Erkenntnis auch ist: Menschen sind auch nicht gleich, sondern unterscheiden sich in Intelligenz, Motivation, Leistungsfähigkeit, Selbstorganisation, Führungsfähigkeit, Verantwortungsdenken. Nicht jede/r will Chef sein oder überhaupt werden, und nicht jede/r kann es. Ist es dann unsere gesellschaftliche/staatliche Pflicht, trotzdem alle gleich zu vergüten, ohne Ansicht ihrer Anstrengungen in (Aus-/Weiter-)Bildung, Verzicht, Investition in sich selbst, ja Ehrgeiz (ich weiß, schlimmes Wort für Sozioökonomen ;)?

Der Staat hat einzig die Pflicht, den Rahmen für gleiche Chancen auf Bildung zu etablieren, z.B. durch BAföG; er hat nicht die Aufgabe, sicherzustellen, dass du anschließend garantiert im Hochlohnsektor arbeitest (und btw - ich komme aus einer Arbeiterfamilie, habe mit BAföG studiert und jeden f*cking Cent zurückgezahlt).

Erfolgreiche Unternehmer als Nutzviehausbeuter zu disqualifizieren, ist billig und haltlos (Amazon ist übrigens, wie viele andere Internetunternehmen, die nicht im Fast Food Delivery Business sind, sehr rentabel, schüttet wg. Re-Investition nur keine Dividende an ihre ekelhaft kapitalistischen Aktionäre aus) und ich bleibe dabei, dass viele Menschen mit limitierenden Möglichkeiten (s.o.) in wirtschaftlich schlechteren (und sich weiter verschlechternden) Zeiten auch einen Niedriglohnjob der staatlichen Alimentation und sozialen Isolation vorziehen.

Andererseits, um von der Kritikebene wegzukommen und "to put your money where your mouth is", niemand hindert dich daran, ein Gegenmodellunternehmen mit sozial-optimierten Hochlohnangestellten ins Leben zu rufen, die am Ende des Jahres jedweden Gewinn als identische Bonuszahlung erhalten. Wäre interessant, zu wissen, wie in dem Fall die Kreditlinienverhandlungen mit der Bank laufen.

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