R hat gesagt, er will sich nicht mehr bei mir melden, weil er mag es nicht wenn ich zu sehr gesellschaftskritisch werde.
Weniger Philosophie.
Jedes Mal soviel Soziologo muss er echt nicht haben.
Hää? zu kritisch? Waas?
M hat gesagt, sie versteht ihn ein bisschen, sie findet es auch oft anstrengend wenn ich zu meta werde.
Waat? zu meta? Wiie?
H erzählt mir von Crypto-Währungen und wie sie entstehen und worin sie sich unterscheiden. Das fand ich ziemliche Meta-Finanz. ...zu meta?
Oh, vielleicht sprechen M und R von einer Denkgewohnheit, wohl beinahe schon einer Theoriegewohnheit, die ich mir während meines Studiums angewohnt hab. Von allen Bildungswissenschaften hab ich mir gerade die skeptisch-transzendental-kritische ausgesucht, die nach den Bedingungen der Möglichkeit fragt. Die nach den Paradigmen hinter den Normen fragt. Die nach den Bedingungen der Möglichkeit der Paradigmen hinter den Normen fragt. Ja... das kann schon anstrengend sein. Dabei ist diese Theoriegewohnheit eh noch ziemlich unterentwickelt bei mir. Glaub ich.
Oder oh, vielleicht finden sie es einfach mühsam, dass ich mich oft so an Worten und Begriffen aufhänge. Oder an so Worten und Begriffen oft hängen bleibe. Das find ich selber anstrengend, - das ist auch der Grund warum ich gerne Lieder ohne Text höre oder auch gerne Comics lese, die sogar Bilder in den Sprechblasen haben.
Und nicht nur das, das ist ja nur für sie zum Zuhören anstrengend. Nicht nur, dass ich versuche meine Worte genau zu wählen, und das in der Absicht möglichst genau treffend zu sein und dabei kaum darauf achte höflich zu sein; nein, ich wünsche mir das auch von anderen.
Aber ich finde es auch ziemlich mühsam und anstrengend, wenn ich bei Menschen nie weiß woran ich bin, weil sie so von Höflichkeit und Samtpfotenimage befangen sind, und wenn sie sich dann mal zur Ehrlichkeit überwinden oder durchsickern lassen, was sie die ganze Zeit schon an mir stört, fühl ich mich gleich betrogen, als hätten sie mir was vorgemacht. Haben sie ja auch. Aber es ist socially accepted. Es ist so eine kranke, in Watte gepackte, verängstigte Gesellschaft. Zerbrechlich wie ein Haufen Glas. Läuft schnell durch die Finger wie eine Hand voll Sand. Sie braucht den Faschismus als Zement für ein starkes Mauerwerk. Die Mauer, die sie schützt und beengt.
Aber ich hab diese Mauern ja auch. Arroganz und Ungeduld, größtenteils. Aber ich versuch sie wenigstens abzubauen. Weil ich Menschen liebe.
Verstehst du was ich meine?
Oder verstehst du was sie meinen?
daisee gell - 9. Nov, 01:12
Irgendwann möchte ich in einer chinesischen Provinzstadt Straßenmusikerin sein und Lieder der People's Liberation Army von China spielen. Als weiße, blond-gelockte Europäerin kommt das sicher gut und die Chinesen werden mir ganz viel Geld zuwerfen.
daisee gell - 9. Nov, 00:43
Dani sagt, jeder Mensch habe ein Gefühl in dem er zuhause sei. In mir wär das vielleicht die Trauer oder die Melancholie. Ich halte ja nicht sehr viel von Theorien, die Menschen auf ein oder wenige Gefühle oder einen oder wenige Charakterzüge reduzieren wollen, so wie Myers-Briggs. Noch weniger halte ich davon, wenn mir dann nichts bleibt, als Trauer. Ich will nicht, dass Menschen mich für ein Kind der Traurigkeit halten.
Findest du, ich bin ein trauriger Mensch? frag ich meine Mitbewohnerin.
Ich meine, seit du mich kennst, hab ich Liebeskummer... aber findest du, ich hab einen Hang zur Traurigkeit?
"Nein, ich finde, du fühlst einiges intensiver als andere Menschen. Du fühlst schnell Freude und die äußert sich bei dir stark, genauso wie Wut oder eben Trauer, manchmal bist du extrem motiviert, manchmal bist du total niedergeschlagen. Aber nein, du bist kein trauriger Mensch. Und die Fähigkeit intensive Gefühle zu haben und zuzulassen ist ja nichts schlimmes. Manche Menschen brauchen vielleicht mehr um so intensiv zu fühlen."
Danke. Danke, sag ich, dann hab ich meinen Plan ja erfüllt. Vor ca 3 Jahren hatte ich beschlossen, alle Mauern einzureißen, die meine Gefühle blockieren, mich unnahbar machen und meine Malblockade verursacht haben. Auch wenn's weh tut, ich fühl mich lebendig. Auch wenn es sich anfühlt wie sterben, that's life.
Dani meint, vielleicht bedrückt mich die Stadt, ich bin doch eigentlich ein Landkind. Aber ich bin doch auch früher hinterm Haus im Fluss unter den Bäumen herumgewandert und hab die Melancholie genossen. Bin ich ein trauriger Mensch?
Nein! und ich hab auch nicht die Melancholie genossen, sondern die Natur. Und wenn ich dabei melancholisch war, dann nur, weil ich niemanden bei mir hatte, mit dem ich meine Freude teilen konnte.
Natürlich macht es mich traurig, wenn Menschen wenig Aufmerksamkeit für das Schöne haben. Es macht mich traurig, wenn Freundinnen in stressigen oder stupiden 40-h-Jobs krank werden. Es macht mich traurig, dass wir so von Geld abhängig gemacht werden, dass wir das Glück erst suchen müssen. Ich hab Weltschmerz, wegen dem ganzen Stress den andere haben.
Aber ich bin kein Kind der Traurigkeit. Ich bin froh, dass ich mir mein Leben so richten und genießen kann wie ich will, und endlich genügend Zeit für die schönen Dinge habe und genügend Geld für eine gewisse Sorglosigkeit.
Ich führ ein chilliges Single-Leben, bis mir was besseres einfällt. Oder bis einer kommt, dem ich vertrauen kann, der mit mir eine Zukunft gründen will, die mit meinen Interessen auch übereinstimmt.
Also, zu der Frage, warum ich traurig bin, was ich denn gerade verloren habe, was ich vorher nicht hatte: Genau so jemanden.
daisee gell - 18. Sep, 18:05
ich will wieder in einer Höhle leben. oder Camping Urlaub machen.
Es darf gewittern, regnen, schneien. Alle Tiere sind willkommen, und wenn sie mich fressen, sollen sie es sich schmecken lassen.
Wenn ich mir aussuchen kann, wie ich sterbe, dann bitte nicht durch Menschen oder menschliche Dummheit. Ich will von einer Lawine oder einer Mure überrannt werden, vom Wind durch einen Baum erschlagen oder von einem Tier gefressen oder vergiftet, vielleicht Malaria, oder vom Blitz erschlagen! Ja wenn ich es mir aussuchen kann, möchte ich gerne vom Blitz getroffen werden und daran sterben. Oder halt an Altersschwäche, aber ich hab ziemlich gute Gene und ich weiß nicht, ob ich es in dieser Welt wirklich mehr als 90 Jahre aushalte. Jedenfalls, die Natur soll mich wieder
Naja, mal nicht so negativ..
daisee gell - 12. Jul, 22:34
Was wenn die Erde bebt?
Der Boden unter meinen Füßen, der mich trägt
Dank der Schwerkraft über die ich mich beschwere
noch selbstverständlicher als der aufrechte Gang
ist das erlegene Liegen.
Der Boden, der letzte Freund, der mich auffängt wenn ich falle
Der Boden, der den nächsten Schritt auch noch hält
Der Boden, von dem ich mich abstoße um zu springen und zu landen und zu laufen
so fester Boden
und dann bewegt er sich einfach.
daisee gell - 8. Mai, 03:14
fast wie unter zwang
verzweifelt freudig gierig
naiv impulsiv momentan
dankbar glücklich schön
überall und einzig relevant
bedingungslos stur und dedicated
beharrlich als wär es gesetzd
dich zu lieben
misstrauisch
schwarze magie? wtf
hypnose? hormone? wahnsinn?
wie ein lamm ängstlich hingebungsvoll
du zärtlich antwortend
beobachtest mich aus deinen großen dunklen freundlichen Augen
und ich frag mich, ob du mich gerade voll unter Kontrolle hast, oder ob du das gar nicht weißt.
und ich frag mich, ob du das absichtlich machst oder ob es dir gar nicht auffällt. ob du berechnest welche wirkungen du mit welchen Worten erzielen könntest oder ob du nur ehrlich sein willst und den durchdringenden Effekt deiner Worte gar nicht kennst.
daisee gell - 3. Apr, 02:23
wer sein Leben nicht auf der Reihe hat, der möchte es gerne auf die Reihe bringen
es ist nicht richtig, dass ich solche Typen anziehe, die ihr Leben nicht auf der Reihe haben. Eher stimmt, dass ich erstmal jeden der mir nicht zu blöd kommt akzeptiere und zuerst auf das Schöne schaue, das er mir zeigt. Dann seh ich halt immer mehr die Probleme und wie er damit umgeht.
aber wer bin ich, ein Problem als solches zu definieren?
wer bin ich, zu beurteilen, ob jemand sein Leben auf der Reihe hat?
wer ein Problem hat, beschwert sich darüber und sucht es zu lösen. Oder will es gelöst haben.
ich hab keine Probleme, daher neig ich dazu, welche zu adoptieren, anderen helfen zu wollen, und wenn's nur mit guten Ratschlägen oder Erinnerungen ist: Du wolltest doch ... dein Leben auf die Reihe bekommen.
vielleicht hatte er sein Leben die ganze Woche auf der Reihe und dann ist es Freitagabend und er trinkt allein ein Bier und ist noch bis vier in der Früh wach und schreibt mir dann, weil ihm doch was fehlt.
macht mich das zum Objekt? Ich, die ihr Leben auf der Reihe und keine Probleme hat, bin das was fehlt. Wenn ich meckere, dass er sich schon wieder nur dann an mich wendet, wenn ihm um 4 Uhr früh betrunken was fehlt, meckert er, ich soll nicht 'rum nerven.
ich soll mich einreihen, denn ich bin was ihm noch fehlt - vielleicht.
Aber ich reih mich nicht ein, weil ich bin da in meiner eigenen Reihe und wenn ich mich bei ihm einreihe, dann fehl ich hier. Seine Reihe braucht noch einiges, damit es mir gefällt. Aber bevor ich bei ihm eine neue Reihe starte, soll er mal seine Reihe so gestalten, dass sie ihm gefällt.
Wer sein Leben auf der Reihe haben will, muss schauen, dass nichts aus Unzufriedenheit aus der Reihe tanzt. Meine Pflanzen muss ich gießen, meine Wäsche waschen, meinen Körper ernähren und gesund halten, sowie das Essen im Kühlschrank nicht faulen lassen, Küche und Bad sauber halten. Meine Mitbewohner darf ich nicht verärgern und hin und wieder fröhlich stimmen. Ich muss meine Freundschaften pflegen und meine Eltern und Geschwister besuchen. Ich muss im Job sagen, was mir nicht passt und an Lösungsvorschlägen mitarbeiten, damit ich am Montag immer noch gerne in die Arbeit gehe. Das ist alles nicht so schwierig, das ist Alltag, das macht Freude. Das klingt spießig, aber dagegen gibts Lärm und Rausch und andere Exzesse an manchen tagelangen Abenden, so lange bis man sich danach sehnt, wieder alles auf der Reihe zu haben.
daisee gell - 14. Feb, 14:25
ausschlafen
aufwachen, Wecker ausschalten, halbinteressiert SMS, E-Mail und Facebook-Nachrichten checken
und noch die Musik vom Einschlafen hören, weil Soundcloud einfach ähnliches weitergespielt hat
und dann noch im Bett mit der Decke weiterkuscheln, bisschen wieder eindämmern weil
Es ist keine Selbstausbeutung wenn du Spaß daran hast.
Es ist keine Zeitverschwendung, wenn du es genießt.
Sollte kochen, weil der Kühlschrank ist voll:
Avocado, Melanzani, Chinakohl, Tomaten, Paprika, frische Petersilie, frischer Thymian, Erdäpfel, Jungzwiebel, Kürbis, Fenchel, Eier, Butter, Knoblauch, Ingwer, Fruchtsaft, Sojamilch. Davon gekauft und bezahlt: Eier, Sojamilch, Fruchtsaft.
Der Rest wurde im Supermarkt von den anderen Gemüsen gemobbt und hat deswegen so traurig ausgeschaut, dass man ihn lieblos weggeworfen hat, genauso wie die Tulpen die jetzt auf meinem Couchtisch ein neues Zuhause gefunden haben und wieder wohlauf ihre Hälse in die Luft strecken, ist auch das Gemüse noch glücklich schon eine Woche länger haltbar in meinem Kühlschrank.
Sehe, dass meine gebrochene Ranke über meinem Bett wieder einen neuen Trieb hat. Sie ist doch nicht tot! Juhuu!! Auch das andere gebrochene Ende treibt endlich weiter aus, nur die Wurzeln lassen noch auf sich warten... Freu mich UR!
Grinse in den Spiegel: Sofort Zähneputzen, mit Zahnseide.
Guacamole und Tee zum Frühstück.
Könnte heute Fenster putzen
oder schwimmen gehen
oder beides
am Abend in die Sauna, vielleicht...
am Nachmittag ein Meeting, damit die Arbeit weiterhin leiwand bleibt.
Trotzdem langsam und heimlich Vorbereitungen treffen und Genossen für eine Betriebsratsgründung und eine Meuterei finden. ...nur für den Fall.
Nachm Frühstück wieder auf die Couch, ein gutes Buch lesen. - noch etwas verdauen vorm Schwimmen.
Das Leben ist schön. Jeden Tag.
daisee gell - 11. Feb, 11:50
Drugs Aftermath
merken: Rest-trippig im eigenen Bett schlafen
und nicht zu jemandem fahren, dessen Leben grad Baustelle ist. Fremde Baustellen sind kein Spielplatz und mir fehlt dort meine eigene Infrastruktur, die mich versorgt mit gesundem Essen, sauberer Wäsche, guter Unterhaltung und allem was ich so gern habe, wenn ich grad wieder ein etwas wildes Wochenende hatte. Zuhause eben.
Auf fremden Baustellen seh ich nur, was alles noch zu tun ist, damit es mir gefällt. Dabei ist es ja nicht meine Baustelle und es hat nicht alles nach meinen Vorstellungen zu gehen. Ich gebe dann ein schlechtes Gefühl, wenn ich beginne, alles zu kritisieren. Würd ich all meine Kritik laut äußern, würde ich den Menschen vor mir da noch mehr frustrieren, als wäre der nicht selber unzufrieden genug. Ich darf erwachsenen Menschen nicht sagen, was sie zu tun haben. Das hab ich schon gelernt. Kümmer mich um meinen eigenen Scheiß!
Iss nicht nur Pizza, koch besser selbst!
Nachm Saufen hilft Fruchtsaft besser als Cola!
Bettwäsche auch mal waschen, Decken und Pölster damit überziehen!
OMG, Grey's Anatomy ist so eine schlechte Serie!
und putz dir doch die Zähne vorm Schlafengehen!
Hör auf zu sagen, was noch zu tun ist, Daisee, geh doch nach Hause, wenn dir was nicht passt, und sei der gut funktionierende Mensch, der du ja sein kannst, ohne großen Stress dabei zu haben. Dann stehst du auch auf fremden Baustellen nicht im Weg.
Nach Hause kommen, irgendwie traurig in der Luft hängen
Es ist nur Serotoninmangel also Essen kochen und aufräumen
und vielleicht doch mal wieder was anderes als Jogginghosen anziehen
daisee gell - 8. Feb, 12:09