daisee gell - 14. Jul, 03:39
Angenommen ich bin jetzt wahnsinnig glücklich...
Die ganze Nacht (eigentlich den Tag, aber der hat erst um 18 Uhr angefangen) hab ich mit den Zehen gewunken, was aus irgendeinem Grund eine Angewohnheit von mir ist, die ich manchmal ausführe, wenn ich mich freue. Wie ein Hund der mit dem Schwanz wedelt, nur weniger merkbar.
Weil angenommen ich bin jetzt glücklich, dann kann ich fürchten, dass mir das Glück wieder genommen wird. Also lass ich lieber gar niemanden sehen, dass ich es habe. Das ist dumm, ja ich weiß. Aber anerzogen. Wie ein Hund der vor Freude winselt weil er sich zurückhalten muss, nur winsle ich leiser.
Also angenommen ich bin jetzt glücklich, dann posaune ich nicht mein Glück in die Welt, weil dann ist das Glück zwar schön und gut in der Welt, aber nicht mehr bei mir und somit nicht mehr mein Glück sondern mein Pech und daher ja eben kein Glück sondern eine Lüge, auch in der Welt, in die ich es bzw sie hinausposaunt habe. Ein Teufelskreis.
Also angenommen ich wäre jetzt glücklich, dann wär ich jetzt wohl eher unglücklich, weil ich (a) mein Glück nicht hinausposaunen darf, weil ich (b) fürchte, dass das alles eine Lüge ist. Und ich glaube, durch die Negation von (a) würde (b) ungültig. Wofür ich aber keine Beweise habe; das verschwiegene Glück kann ebenso eine Lüge sein, wie das hinausposaunte, so wie das hinausposaunte Glück ebenso Wahrheit sein kann, wie das verschwiegene Glück, dessen Wahrheitswert ja aber noch immer nicht feststeht.
Das mag ich an Glück ja nicht. Dass ich nie weiß ob es wahr ist oder nicht und mich nicht trau zu fragen. Denn nach der Wahrheit fragen ist immer so eine Sache.
Es kann aber schon sein, dass das verschwiegene Glück einmal Wahrheit wird, weil es spannender ist und länger dauern kann. Sofern man subtile Zeichen zulässt. Es kann nämlich sein, dass das verschwiegene Glück durch Auslassung subtiler Zeichen zum Pech wird.
Wenn es gelingt, das Glück spannend zu halten, werden die Zeichen mit der Zeit immer weniger subtil. Einen zu weiten Sprung in der Subtilitätsskala will ich ja nicht wagen, weil dann könnte alles wieder zusammenfallen. Da schaltet sich dann der Verstand ein und konstruiert die möglichen Verläufe, die sich durch Entscheidungen einstellen und kommt natürlich nie auf einen grünen Zweig, weil alles gut und schlecht ist und ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr vorhersagbar.
Auf jeden Fall ist Verstand für's Glück nicht förderlich. Also respektiert die Traurigen, sie sind klug. Freut euch für die Dummen, sie sind glücklich. Aber das kann man ja so auch nicht sagen. Ich wär gern eine der sagenhaft perfekten Leute, die das ausgewogene Mittel aus Glück und Verstand finden.
Naja.
Angenommen ich bin jetzt glücklich - und ich will gefälligst glücklich sein (dürfen)! - dann bin ich zu einem gewissen Maß auch dumm. Das volle Maß erstreckt sich dann, wenn sich das Glück als Lüge herausstellt. Ich war glücklich über einen unwahren Zustand, also war ich in dem Moment dumm.
Aber die Möglichkeit in diesem Maß dumm zu sein, habe ich mir jetzt damit verbaut, dass ich keine sichere Verbindung zu meinem Glück hergestellt habe, da mein Glück in der Regel Freiheit bevorzugt. Also sei's dem Zufall überlassen, ob das Glück bleibt oder nicht.
Außerdem bin ich viel zu stoned und verkatert, um mein Glück zu jagen. Insofern geb ich mich vom Glück geschlagen, immerhin hat es mich stoned und verkatert gemacht. Gefühle sind doof, machen mir Kopfschmerzen und Herzscheiße.
Jaja, ich hab einfach Angst. Was ich seit einem halben Jahr wollte, trifft jetzt ein - oder besser scheint es einzutreffen. Was soll ich darauf anderes machen, als misstrauisch sein?
Protect me from what I want.
Gut dass ich bald die Stadt verlasse, dann bin ich weit weg von dem vermeintlichen Glück und brauche mir darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen.
Dumm di dumm di dumm di dumm...
daisee gell - 10. Jul, 20:43
Also irgendein Pisser hatte mir das Fahrrad geklaut. Ich war todtraurig, wirklich, wirklich wahnsinnig traurig. Liebeskummer nix dagegen. Darum kaufte ich mir ein neues Gebrauchtes. Jetzt bin ich zwar wieder mobil und unabhängig von den Wiener Linien, aber es ist halt nicht mein altes Fahrrad. Es schaut zwar cool aus und alles funktioniert einwandfrei, aber es ist klapprig und langsam. Zwar hat es auch 21 Gänge, aber der 21. Gang ist zu leicht. Das ist zwar schön unanstrengend, aber zu langsam. Damit verpass ich jede grüne Ampel die ich von 100 m Entfernung seh.
Das kommt ein bisschen an Liebeskummer ran. Mein Neues ist so ein Rad, das mir erst klar macht, wie toll mein Ex-Fahrrad war.
Aber aber... es ist ja nur mal zum Drüberhinwegtrösten. Vielleicht kommt mal ein Besseres. Habe ja immer noch die Hoffnung mein Altes irgendwo wieder zu finden, schau mich noch immer um... Ach ach, ich soll nicht traurig sein. Wenigstens ist es bergauf weniger anstrengend und auf gepflasterter Straße ein fahrender Vibrator.
...
Ich bin aber traurig, anstrengend ist gut weil schnell und Orgasmen im Straßenverkehr sind gefährlich.
Den Fahrraddieben keinen Frieden.
daisee gell - 7. Jul, 18:24
4 wunderschöne Tage in Graz, einzig gestört von Hypochonder-Anfällen. Lange werde ich wohl sicher nicht mehr leben. Aber gut, nach 12 Stunden Schlaf ging es mir wieder viel besser und ich denke ich hab mir mit Alkohol und Zigaretten und zu wenig Schlaf einfach mein Immunsystem zerstört, in das ich schon seit Wochen zu wenig investiere, aus Gründen, die einem destruktiven Trieb gegen mich selbst folgen.
Zum Thema Netzwerke: Netzwerke funktionieren wie Gehirnsynapsen vernetzen sich wie Pilze. Only variety can kill variety. Ich fühle mein Gehirn zerfressen von einem Pilz, jeder gelesene Text verwirrt mich. Es ist immer eine Collage von Schilderungen absurder Zustände, die außerhalb ihres Zusammenhangs tatsächlich absurd sind, und der Zusammenhang erfordert von mir heute zu viel Leistung ihn zu erkennen.
Und nicht nur das. Ich fühle mich generell zerfressen... Einfach nicht gesund. Und da hat mich schon wieder eine Gelse gestochen.
Ein Glas Jägermeister und dann noch eins und ich mach mich langsam ans Aufräumen. Das ist ja bekanntlich Medizin. Konsum und Aktion.
Aber erst mal Ruhe haben. Die Stimme von meiner Mitbewohnerin nicht ertragen können, meinen Mitbewohner in der Küche werken lassen, meinen Kater ignorieren und selbst rumhängen. Aber dann aufräumen, weil ich ein paar Medikamente wieder finden muss... Oder ich mixe mir eine gute Portion
MMS, was aber die Notwendigkeit des Aufräumens nicht unbedingt mindern wird.
So macht man das. Übertreiben, bis man den Drang verspürt, alles wieder auf die Reihe zu bekommen, weil man sonst fürchtet, ins Bodenlose zu stürzen.
Dann wieder freuen, alles auf der Reihe zu haben; in gesündere Umgebung zur Rehabilitation zu fahren (netter Nebeneffekt von Ferialjob am Land) und im Herbst frisch motiviert den Alltag wieder aufnehmen. So ist der Plan.
Wenn ich bis dahin überlebe, braucht man sich keine Sorgen machen. Und wenn ich davor sterbe, erübrigen sich die Sorgen auch.
daisee gell - 6. Jul, 20:44
Ferien.
Alkohol und zwar dauerhaft
weil es geht um nichts
um nichts
nichts
nach einer Woche betrunken sein, mach ich mich wieder ans Lernen, weil lernen einfach schön ist. Aber vorerst einmal abstürzen. Es so richtig fein übertreiben. Es mir ermöglichen nicht alles von mir zu wissen, denn alles was ich sage, kann gegen mich verwendet werden. Also lieber Filmriss und ich weiß von nichts. Ich will ja nicht als Zeuge dastehen, wenn ich mich vor mir rechtfertigen muss. Sowas ist immer unangenehm, darum fragt man sich als Zeuge gern "Wie komm ich dazu...?". Das ist eine österreichische Verhaltensnorm. Ebenso wie es eine Verhaltensnorm ist, sich zu integrieren. Wir sind ja alle immer gern unter Gleichgesinnten. Also stützen wir uns auf unser Bier, sudern über unser Umfeld und verteidigen es aber gleichzeitig so vehement, um das Festhalten daran zu begründen. Immer den Minuspol und den Pluspol so miteinander vereinen, dass sie sich widersprechen, denn nur was sich widerspricht ist vollkommen.
All Hail Discordia
und das Leben ist schön.
daisee gell - 2. Jul, 02:25
Es ist Sommer und mein Studententicket für die Wiener Linien läuft aus, aber das macht nichts, weil mir vor Öffis im Sommer eh schon graust. Jeder schwitzt und es stinkt und dann dauert das so lang, das ist der Grund warum ich mir das alles lieber gar nicht mehr anfang. Ich fahr lieber mit dem Fahrrad, das ist billiger und spart Zeit, bin überall hin schnell am Start, ganz chillig und frei. Und was gibts Schöneres im Sommer, ja da bleib ich dabei, nur nachts ohne Licht bis in den 20. Bezirk ist zu weit.
So steht dann mein Fahrrad am Westbahnhof. Ja ihr werdet jetzt sagen, eh selbst schuld, ist einfach doof; wer lässt schon sein Fahrrad am Bahnhof stehen, das ist ja schon direkt die Aufforderung es zu stehlen.
Es war abgesperrt und bei ganz vielen Artgenossen, da dacht ich mir nichts dabei und ließ es dort, ganz unverdrossen. Am nächsten Morgen rächt sich das Vertrauen, irgendjemand ist damit abgehauen! Ganz wehmütig seh ich den Radfahrern nach, als ich mich fassungslos aufm Weg zur Straßenbahn mach.
Todtraurig bin ich und kanns kaum glauben, jemand hat mein Fahrrad geklaut! Wie kann man nur sowas rauben, das hat mir echt den Tag versaut. Na wart nur, wenn ich dich erwische, wenn ich dich auf meinem Fahrrad seh... ich wünschte dich rammt ein LKW. Ich wünsche, dass alle Marotten meines Fahrrads auf einmal aufgehn, und dann will ich dich weinen sehn. Die Kette wird rausspringen, dich wird es überschlagen, oder das Bremsen wird nicht mehr gelingen und du fährst gegen einen Wagen - der sieht dich nämlich nicht, weil mein Fahrrad hat kein Licht. Wenn du an mir vorbeifährst auf meinem Rad, dann schieß ich dich mit irgendetwas Spitzem ab. Ich bau mir eine Steinschleuder oder eine Armbrust, oder ein Blasrohr mit Giftpfeil, auf jeden Fall hab ich eine Mordslust die Hunde auf dich zu hetzen oder dich selbst tollwütig anzufallen, dir deine Kleider zu zerfetzen und dir ins Gesicht zu ritzen mit meinen Krallen, was du für mich bist: Ein rücksichtsloser Wichser und ein Egoist, der keine echten Freunde hat, weil er ihnen ans Bein pisst; ein widerlicher Pisser der nur Scheiße frisst, ein gewissenloser Schisser, den niemand vermisst. Du bist ein Dieb und ich hoffe es geht dir schlecht, alles Unglück auf dich, denn das Karma ist gerecht. Ich würd ja jetzt noch weiterdissen, aber ich treff noch Leute die ich mag; ich hoff es geht dir echt beschissen; ich wünsch dir noch einen Scheißtag.
daisee gell - 30. Jun, 17:56
a waunsinn, hoaß is's
bist deppat, schaut's do aus
o gott, bin i miad
scheiße, muas i lernen
fuck, mi freut's ned
oida, muas i duschen
geh weida, i schwitz
bist narrisch, wos es hoaß is
na herst, wia's do ausschaut
zum teufl, wos i miad bin
fian hund, wos i nu lerna muas
na schiach, wos's mi ned freut
boah, duschn
trottl, wos i schwitz
daisee gell - 28. Jun, 19:15
Es fällt. Wie damals der Tropfen fiel, die Träne in mein Auge, so fällt nun ein kleiner schwarzer Punkt aus dem Himmel nieder, wird größer und schneller; seine Klinge glänzt kurz in der Sonne, dann schlägt das Beil die Verbindung ab. Unter strahlend blauem Himmel, in gleißendem Licht, an einem wunderschönen Tag, wo anderswo die Kinder ins Freibad laufen, Menschen Fußball spielen, grillen und Feste feiern. Hier in meinem Kopf aber läuft das epische Ende einer wunderschönen Zeit, die so schwierig war, wie die Nacht dunkel, und so schön, wie der Tag hell. und so kurz, wie der Frühling in Zeiten wie diesen. Ja, kürzer noch.
Das Beil bricht nieder und schneidet durch, was wir zu retten aufgeben.
It's done.
And no more shall we part...
daisee gell - 24. Jun, 20:23
wortlos
sprachlos
aus meinem mund kommt eine kleine seifenblase
hilflos
was ich auch sage, es ist jetzt fehl am platz
grundlos
bodenlos
alles einfach weg und wir schweben im raum
du fester am boden als ich, aber wer von uns beiden du bist und wer ich bin, ist manchmal ganzschön egal.
sinnlos
sehnsuchtsvoll
darum ruf ich dich an
doch du weißt, dass es keinen sinn hat
weißt du das?
darum rufst du an
und ich bin ebenso verwirrt und wunder mich, was du willst
antriebslos
ziellos
Lass los.
ach ich hasse das.
daisee gell - 24. Jun, 08:30