Comeback

Das gehört sicherlich zur Quarterlife-Crisis, von der mir meine um 10 Jahre ältere Schwester schon erzählt hat. Man hat seit grob 5 Jahren die Schule abgeschlossen und ist unzufrieden mit dem, was man macht, unter- und gleichzeitig überfordert, vor allem aber orientierungslos aus dieser Misere wieder rauszukommen. Weil man will ja nicht noch eine falsche Richtung einschlagen, weil nochmal was neu anfangen? Nein, irgendwann ist man zu alt. Sagt man.

So grabe ich in meinen alten Zeiten. Ich grabe nicht nur in alten Schriften, sondern auch Zeichnungen und heute hab ich alte Flyer und Flyerentwürfe, Entwürfe für Websiten, Bilder und kleine Animationen gefunden. Sogar eine Scherzbewerbung bei einer Comedy-Sendung. Ich war damals kreativ, mutig, und gar nicht so unfähig im Umgang mit den Programmen. Heute bin ich prokrastinativ, feig, und trau mir nichts mehr zu, ja und faul bin ich auch. Damals war ich nicht faul, ich hab einfach nur was anderes gemacht, als ich sollte. Aber gut. Heute mach ich weder das, was ich soll, noch das was ich will. Am ehesten mach ich noch das, was ich früher nur gemacht hab um Wartezeiten zu überbrücken. Ich lese ein Buch oder eine Zeitung.

Aber was genau ist anders als früher?
Ich hab echte Sorgen denen ich nachgehen muss, wie Geld für Essen und Miete beschaffen, meinen Lebenslauf erweitern, ein Studium aufrecht halten... Ich gehe nicht mehr zur Schule und bin nicht mehr mindestens 6 Stunden zur Langeweile verdammt, die ich mir mit Kreativität ausschmücken muss/kann. Ich bin jetzt auf mich allein gestellt und darf mein Leben führen wie ich es will ohne wirkliche Vorschriften von Eltern, Schulleitung ... und kann mit meiner Freiheit nicht umgehen, ist das so?

Kennt das Problem jemand, hat wer einen Ansatz zur Lösung?
Shhhhh - 24. Jun, 07:24

Ich kenne das Problem. Als ich in diesem Alter war, habe ich einen radikalen Schnitt gemacht und bin, nachdem ich meine Lehre abgeschlossen hatte und mich mein Beruf nicht mehr weiter bringen konnte, ins Studium eingestiegen. Die Disziplin fehlt mir heute noch und es dauert alles viel länger, als ich das vorher gedacht hatte aber bereuen tu ich den Schritt nicht.
Und wegen der Freiheit: Ist das denn tatsächlich mehr Freiheit oder weniger als zu Schulzeiten? Es ist doch wohl eher weniger, wenn man mal an die vielen Verpflichtungen denkt, die sich schon aus den Problemen der Geldbeschaffung und -ausgabe ergeben. Es ist eine Frage vom richtigen Umgang mit der Freiheit, eine Frage, wie das zusammengeschmolzene Bißchen an freier Zeit denn am sinnvollsten genutzt werden kann. Und mit sinnvoll meine ich nicht, Dinge, die in eine Richtung weisen, sondern Dinge, die dir Spaß machen. Denn Dinge, die du machst, um weiterzukommen im Leben, hast du doch schon genug am Hals, siehe Studium und Arbeit.

daisee gell - 24. Jun, 16:57

ja, Dinge, die mir zur Schulzeit Spaß gemacht haben, haben mich auch weitergebracht. Ich hab mir den Umgang mit dem was heute das Adobe CS ist, beigebracht; ich hab mit Freunden was auf die Beine gestellt, ich hab allein was auf die Beine gestellt, ich hab mich selbst auf die Beine gestellt. Hab die Schule geschwänzt, weil ich mich selbst weiterbringen wollte, Dinge lernen wollte, die ich für wichtiger gehalten habe.
Jetzt studier ich, was ich mir selbst ausgesucht hab, und obwohl ich es interessant finde, bring ich nix weiter und kann mich nicht wirklich zum lernen motivieren; die Arbeit macht eigentlich Spaß und nimmt nicht soviel Zeit weg, aber ich such ja grad eine andere... bei der Jobsuche komm ich erst drauf, wie weit ich mich skills-mäßig zurückentwickelt zu haben scheine ... oder bin ich einfach nur feig und faul? zu bequem geworden? zu wirr im Kopf von all den Fäden die ich auch nicht aus den Händen lassen darf?
Aber ich bin doch sicher nicht allein damit. Das Problem einer Generation, oder?! Ich bin ein Kind der Zeit.
Shhhhh - 24. Jun, 23:56

Puh, das hört sich nach einer echten Sinnkrise an, das ist nicht mein Fachgebiet. Da half mir nur ein echter Tapetenwechsel, das war zuerst der Umzug, dann die Kündigung meines Jobs und dann das Studium. Das war soviel, da blieb mir gar keine Zeit, um darüber nachzudenken, ob das jetzt richtig oder falsch oder überhaupt machbar war.
Vielleicht solltest du dich nach einer neuen Stadt umsehen oder vielleicht für ein halbes Jahr ins Ausland.
daisee gell - 25. Jun, 01:07

nah, is ned so tragisch... ich glaub ich brauch einfach nur wieder einen ordentlichen tagesrhythmus und konsequenz und weniger selbstmitleid bzw verständnis für meine bequemlichkeit. aber ja, vll in etwas anderer umgebung, da hast wahrscheinlich recht

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