bewerben sterben erben

Wir wurden in eine Welt geboren, in der alles ein Wettbewerb ist. Ressourcen sind knapp, obwohl wir längst im Überfluss und völlig verschwenderisch leben, aber Ressourcen sind knapp, damit der Wettbewerb aufrecht bleibt. Wettbewerb ist wichtig, der kurbelt das Wachstum an, und Wachstum ist wichtig, sonst sind die Ressourcen knapp.

Europa ist eine Demokratie und alle Staaten haben eine Demokratie zu sein, weil alles andere ist undemokratisch, und das ist nicht gerecht. Das leuchtet ein. Aber wir sind es überhaupt nicht gewohnt, in einer Demokratie zu leben, denn die letzte Diktatur ist noch nicht so lange her und schon hat ein Großteil der Arbeiter:innen kein Wahlrecht, da sie keine Staatsbürger:innen sind. Aber das ist eine andere Geschichte.
Denn selbst die Staatsbürger:innen sind Demokratie nicht gewohnt. 25% der Wahlberechtigten wählen nicht, weil die da oben sowieso machen was sie wollen und Wahlen nix bringen. Aber komm, versuchen kann man es ja.
Aber Demokratie findet sowieso woanders statt. Demokratie ist ein Weg, der entsteht, wenn wir ihn gehen. Wir, das sind wir lebenden Menschen.

Wir trampeln also weiter den Wettbewerb aus. Wer nicht mittrampelt, bleibt auf der Strecke und wird Teil des Weges.

Und worum geht es? Wer als erster ans Ziel kommt? Nein, im Sterben sind wir alle gleich.
Geht es um Macht und Geld? Jain. Wir trampeln alle den Weg von Macht und Geld mit, weil wir es eben nicht gewohnt sind, in einer Demokratie zu leben.

Es geht darum, wessen Kultur aufrecht erhalten wird. Die Kultur des weißen Mannes liebt Macht und Geld und will sie aufrecht erhalten. Leben wir in einer Demokratie von weißen Männern? Ja. Können nur weiße Männer unsere Kultur verändern? Nein, aber es wär am effizientesten. Sind weiße Männer so kleingeistig und fantasielos, dass sie sich nicht aus der Knechtschaft von Macht und Geld lösen können? If you can dream it you can do it. Ohne Macht und Geld geht träumen leichter.

Ich will jedenfalls nicht in einer Wettbewerbsgesellschaft leben. Ich bin gesegnet in Erbe geboren, ich habe Wahlrecht, das haben Frauen vor über 100 Jahren erkämpft und weiße Männer haben ihnen dabei geholfen. Ich habe Handlungsfähigkeit. Ich kann mich aus der Wettbewerbsgesellschaft herausnehmen, für wenig Geld irgendeinen Teilzeitjob arbeiten und Kunst machen. Vielleicht hab ich dann gewonnen... Ist meine Mama dann stolz auf mich? Oder macht sie sich dann Sorgen? Sind unsere Ressourcen so knapp? Wächst da nichts mehr, wenn ich keinen "guten Posten" bekomme und den bis zur Pension ausübe? Also... ich wachse nicht mehr, wenn ich das tue, that's for sure. Alles Materielle, das ich aus welchen Gründen auch immer besitze, kann ich mir nicht mitnehmen. Alle Gedanken und Ideen, die ich aufschreibe; jede Kreation, die ich erschaffe - das alles kann ich da lassen. Das könnt ihr dann alle erben, wie ein kollektives und teils epigenetisches Trauma.

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