Dienstag, 22. Dezember 2015

Schlaflosigkeit

die nächste Nacht wo ich wach liege
den Kopf voller Unsinn, den die Zeit bringt
alle Hausmittel probiert:
Rotwein, Joint, Kakao, Musik
Musik und Rotwein war Tipp von meinem Papa
ich wollte ihm schon am Telefon sagen:
"Ja, ich werde Rotwein probieren und wenn das nicht reicht, einen Joint rauchen."
Ich hätte es so gerne gesagt. Genauso wie meine Mama nun endlich weiß, dass ich manchmal rauche. Mit 26 nicht mehr heimlich rauchen. Ich werds nicht vor ihr tun aber sie weiß es jetzt. Befreiend. Enttäuscht hin oder her.
Mama schläft immer beim Fernsehen ein. Das finde ich erstens ungesund, zweitens hab ich keinen Fernseher, drittens hat das bei mir zwar meistens funktioniert bis mich e. aufgeweckt hat um mich ins Bett zu bugsieren. Wo ich dann erst wieder wach war. Nein. Bei e. konnte ich meistens schlafen. Mit ihm an meiner Seite
e.
Gedanken kreisen. Steam pusht mir eine Nachricht in die Augenwinkel: e. ist online und am zocken. Kann wohl auch nicht schlafen.
was ging nur schief?
Wie hab ich mich so eingesperrt gefühlt bei ihm? So comfortably numb? So nicht lebendig aber bequem
Ich will noch immer nicht eingestehen, dass das alles nicht war, was ich will und brauche. Ich wollte ihn heiraten, ich wollte mit ihm alt werden und alles... Hab ich das jemals wirklich geglaubt? Ich hab mich da reingesteigert über Jahre und hab ihm das Drama irgendwie verkauft. In Wahrheit bin ich ein kleines, naives Mädchen, das ihren Prinzen so lange küssen wollte, bis sie überzeugt ist, dass er doch nur ein Frosch ist. Dann liegt er überfahren auf der Straße und ich sage: Armer Prinz. Mein armer Prinz!
Panik, wieder zu ihm zu kommen um dann bei ihm zu sein, während er online um am zocken ist, und ich wie sein Haustier auf der Couch, gelangweilt wie eine Wohnungskatze in der Stadt.
Ich hatte gefunden was ich wollte, den schönsten Sommer mit sk. Wie hab ich das nur so zerstört? Wahrscheinlich musste es sein. My favorite mistake, es anzufangen und zu beenden. Wobei das Ende wohl notwendig aber gleichzeitig mein least favorite mistake ist.
Überfahrener Frosch auf der Straße.
Einsamer Planet, der dann doch ein Stern ist.
Seine wiedergekehrte Prinzessin küsst ihn lebendig, der will ich nicht im Wege stehen. Ich weiß nicht ob sie beide jetzt Frösche oder junge Royale sind. Oder ob sie befreundet sind und sich auf Abstand halten.
Ich hätte ihn nur gerne aus meinem Kopf oder bei mir in meinem Bett.
Schauen wir mal.
Was mit e. ist, ist erstarrt und bleibt so durch die Gegenwart.
Sk ist entweder Vergangenheit oder Zukunft, ich bin nicht mehr und noch nicht dort.
Gedanken kreisen
um diese beiden Zecken
und rauben mir den Schlaf
sogar wenn ich bei R schlafe, der Mann mit den schönen Zähnen, der mich kuschelt, küsst und umarmt, der auch so herzlich ist mit seinen Freunden, der noch seine Pläne hat mit der Welt. Aber hat er auch Interesse an mir? Oder bin ich Hauptsache Frau? Wäre ich überhaupt bereits bereit dafür?
Ich glaube nicht.
R ist Gegenwart oder Zukunft.
Zukunft ist immer oder.
e. ist Mitternachtssonne. Irgendwann ignoriert man sie und geht trotzdem schlafen. Wenn man kann. Viele Sterne machen die Nacht, ein Stern macht den Tag.
Sk. Sk sk sk. Das pure Leben; kein Geld, kein Luxus, aber das schönste Leben, das größte Glück. Und ich wirf es einfach weg, erschrocken von der Lebhaftigkeit eines wütenden Kindes. Verliebt in das wütende Kind aber nun traurig, dass es mich nicht mehr an sich ran lässt. Kann es ihm leider nicht verübeln.
Ich glaube ich hätte die Trauben nicht essen sollen. Einige sind noch da, sie gären schon ein bisschen. Nicht alles was ich aus dem Müll fische ist noch gut. Manchmal täusche ich mich und esse es dann aus Mitleid.
Ich muss aufhören Männer zu sammeln. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht binden kann, ich kann mich nur nicht mehr ganz losreißen. Zeckenbefall.

Was gibt es anderes zu denken für einen Menschen ohne Probleme wie mich? Als über Herzscheiße und die Sinnlosigkeit des Lebens? Ein bisschen Neid an die, die ums Überleben kämpfen und einfach diesen Frieden wollen, Arbeit und Familie, Freunde und gute Nachbarschaft. Machen die sich auch Gedanken über die Sinnlosigkeit und Herzscheiße? Oder teilen sie Vergangenheit, Gegenwart und/oder Zukunft in Syrien, Türkei und Europa? So oder so, sie werden enttäuscht sein. Oder nicht?
Ich hätte Charles Bukowskis Gedichte nicht lesen sollen.
Suderant.
Zynisch sein kann ich selber, das hilft mir jetzt nicht. Hilfs- und Heilsversprechungen auch nicht. Religion denen, die's brauchen. Wieder die. Opium für das Volk.
Damit könnt ich jetzt schlafen.
Mein Gras ist aus.
Ich könnte jetzt so eine gestandene Feministin zeichnen, mit Kohle auf Papier, und sie verkaufen für ein bisschen Weed.
Es ist 5 Uhr früh. Zwei Stunden tu ich mir das noch an, dann steh ich auf. Schlafen ist so schön.
Ich frag mich, ob das, was da so seltsam scharf auf meiner Zungenspitze liegt, in den nächsten Tagen als Schimmel auf den Trauben gelegen wäre.
Ich frag mich, ob meine Oma nicht an Leukämie gestorben wäre, wenn sie verdorbene Lebensmittel weggeworfen hätte, anstatt -wie ich heute auch- einfach den Schimmel runterzuschneiden und den Rest zu essen. Mit meiner Oma bin ich das erste Mal dumpstern gegangen. Ich frag mich, ob das wirklich passiert ist, oder ob ich das geträumt hab. Oder ob das nur wieder so eine Erinnerung ist, an die sich niemand außer mir erinnert.
Nicht an die Zukunft denken, dabei schlaf ich nicht ein.
Nicht an die Vergangenheit denken, wenn sie sich noch in die Gegenwart streckt.
Gegenwart.
Mein Körper auf der Matratze, mein Gewicht drückt sich da rein. Bin ich entspannt? Ausatmen, schwerer werden. Mit jedem Ausatmen schwerer werden.
Ich stehe vor einer Tür
vorher hab ich sie von der anderen Straßenseite aus gesehen, die Schatten um mich vertrieben, dem rosa leuchtenden Schild über der Tür gefolgt. Mir eine Zahl ausgedacht, die auf dem Schild steht. 33. Nein 34. Warum nicht 36. und mich gefragt, ob es Zufall ist, dass e. mit 36 zum Frosch erklärt wurde und ich mir dann einen neuen 36-jährigen Prinz gesucht habe. Was age really not an issue?
Ich steh noch immer vor der Tür.
Der rosa Schimmer flieht über den Gehsteig, nimmt mich fast mit, zieht mich weg. Aber ich will doch rein. Drücke die Klinke, große schwere Clubtüre. Dann bin ich eingeschlafen.
Funktioniert das nochmal?
Will ich das, oder will ich lieber zu sk fahren? Wohin soll sie hingehen, meine mentale Reise um einzuschlafen? Ich will von sk träumen.
Aber wer weiß, was in diesem Club auf mich wartet?
Warum muss sogar mein Weg zum Schlaf so ein zweifelhaftes Labyrinth sein?
Wie lang dieser Text wohl schon ist?
Ob den mal wer lesen wird? Ob ich den mal lesen werde? Und wenn ich alle Namen nackt und offen ausschreibe?
Nacktbilder im Internet
Tätowierungen
gefärbte Haare
High heals
Geflirte mit der Kamera
all these girls with shiney hair, i was never part of them
Aber sie wirken so mutig und energisch.
Oder?
Schlafen....
Labyrinthe...
Clubtüren..
am Weg zu sk
dort soll ich nicht hin, er kann mich nicht brauchen und ich muss ihn loslassen. Wieso sagen alle bei sk, dass ich darüber hinwegkommen werde? Wenn es doch nicht das ist, was ich will? Ich will zu ihm zurück. Aber mal schauen was sich hinter dieser Clubtüre verbirgt.
Ein Nirvana-Konzert
vielleicht
ist mein alter Mitbewohner dort
und wir trinken um die alten Zeiten und auf neue.
Tanzen wie früher im alten Werk,
wo e. sein Bier mit mir teilt und sk mich zum tanzen bringt
und ich beide noch gar nicht wirklich kenne.
Ja.
Mit diesem Gedanken stell ich mich jetzt wieder in den rosa Schimmer vor der Tür
und versuch das mit dem Schlafen nochmal
in der Hoffnung, dass ich bei Erfolg nicht wieder durchschlafe bis Nachmittag.
Immerhin hab ich auch mal Weihnachtsstress.
Morgen.

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