Sonntag, 23. Januar 2011

umdeifihosn

Freitag war Welt-Jogginghosentag und Welt-Knuddeltag. In Jogginghosen knuddelt man sicher besser als in Miniröcken, hohen Schuhen, Anzügen oder anderweitig weniger Fuck-up-Rag als eben zB Jogginghosen sind.
Fuck-up-rag. Diesen Namen geb ich jetzt der Kleidung, die man up-fucken kann. oder ist es ab-fucken? The more fucked up the less fucked down? Whatever. Ein passenderer Ausdruck findet sich in manchen österreichischen Dialekten und setzt sich zusammen aus dem Verb "umdeufin" (Variationen: umdeifin, umdeifün,... ; zu Deutsch etwa: herumteufeln) und "Hosn" (Hosen) also "Umdeifühosn". Das sind strapazierfähige Hosen die bequem sind um herumzuspringen, zu laufen, sich auf die Couch werfen, am Bett herumhüpfen, zu rangeln usw. also die perfekten Hosen für aktive Kinder. Ich mag das.

Die vergangene Woche war sozial ein bisschen weniger Jogginghosen-style. Zum Essen bei kunstinteressierten Ärzten, die neugierig auf meine Bilder wären. Besuch beim Bruder meines Freundes, dessen Wohnung noch teurer, feiner und größer aussieht, als die meines Freundes... ich hab schon Angst vor der Wohnung seiner Eltern oder die ganze Familie überhaupt kennen zu lernen. Dazu heute noch zufällig im ersten Bezirk gewesen und Mutter+Sohn der Familie getroffen, bei denen ich im Sommer gearbeitet hab. Weckt sofort die Sorge, ob ich mich angemessen benommen habe oder ob ich angemessen gekleidet bin. Das ist zuviel manierlicher Wohlstand. Darauf hätten mich meine Eltern gern bestens vorbereitet, sie haben auch ihr Bestes gegeben. Aber in der Tiefe ihres Herzens sind selbst meine Eltern kleine Kinder in Umdeifühosn die nach leckerer Nachspeise gern den Teller abschlecken würden und sich (zumindest mein Papa, - Frauen fallen eher ihrer guten Erziehung zum Opfer) auch manchmal in unbeobachteten Momenten die Freiheit nehmen, genau das zu tun. Ich mag das.
Mit Unbehagen und einer seltsamen Traurigkeit, einer Art Unzulänglichkeitsgefühl meinem Umfeld gegenüber, komm ich heim in meine abgefuckte Wohnung zu meinem Kater, der gern ein Gangster wär und zu meinem Mitbewohner, der langsam beginnt, seinen Grunge an seiner Gitarre auszuleben. Mein unaufgeräumtes Zimmer, wo alles was ich nicht mehr finde irgendwie aussichtslos verloren scheint und wo die leere Flasche billigen Whisky's (endlich ist das Zeug weg) noch einige Rätsel von Freitagabend erklärt. Nichts davon scheint mir so pennerhaft abgefuckt, so wie meine Mutter behauptet. Nichts davon sagt: "Boah Daisee, in was für einem Drecksloch du wohnst!" oder gar "Scheiße, lass das nicht alles so verkommen, bekomm dein Leben wieder auf die Reihe!". Und ich räum ein ganz klein wenig auf, zieh meine Umdeifihosn an und niemand wundert sich, wie ich daherkomm, weil daheim ist dort, wo man sich nicht rechtfertigen muss.

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