Samstag, 16. Januar 2010

sammeln und tauschen

Seit dem Kindergarten bin ich dem Sammeln und Tauschen unterlegen. Das waren Sticker zum Sammeln und Tauschen oder Diddl-Blockzettel, oder ... ich weiß nicht mehr. Ich weiß nur dass ich unterlegen war. Unterlegen war ich deshalb, weil meine Eltern nicht zuviel von dem ganzen Müll hielten und ich deshalb für das Tollste und Neueste nie Geld bekam. Aber ich hab dann Verhaltensweisen gesammelt und getauscht. Freunde haben Redewendungen von mir angenommen und ich hab mir angewöhnt so zu lachen wie sie... oder ich hab manche auf irgendwelche Hobbies gebracht und andere haben mir diverse neue Interessen eröffnet. Oft hab ich auch nur gesammelt ohne zu tauschen.
Offen für alles ging ich mit einer gewissen Lässigkeit durch die Welt, die mich wohl zu einem relativ beliebten Menschen machte. Offen für alles, gemütlich, immer für Unterhaltung da. Dabei habe ich gerne drauf geachtet, nie schubladisiert werden zu können. Also immer weiter sammeln und tauschen für eine möglichst große Auswahl von Typen Mensch. Eine Bibliothek die möglichst alles bietet, ja sozusagen die Stadtbibliothek und keine Fachbibliothek.
Fast täglich treffe ich neue interessante Menschen, mit immer anderen Gesichtern und Geschichten und ich sammle sie und stelle sie in meine Bibliothek. Ein gutes Gespräch ist quasi der Klappentext eines Menschen.
Dann läuft es wie in der Komparatistik:
In welcher Zeit und in welcher Region spielt sich die Handlung ab? Gattungsfragen?
Welcher soziale Hintergrund herrscht und wie ist die Sicht des Subjekts auf andere Gesellschaftsschichten?
Welche Typen und Tropen erkenne ich wieder?
Wie interagiert der/die ProtagonistIn in seiner Welt? und in anderen Welten?
An welche Menschen erinnert er/sie mich, wer hat ihn/sie möglicherweise geprägt, mit welchen anderen bereits bekannten Geschichten lässt sich diese in Verbindung bringen (in Vergangenheit und Zukunft).
Ich sammle und tausche auch Kontakte.

Nun bin ich ständig unterwegs und treffe Menschen, treffe Freunde, treffe Schulkinder, unterhalte mich mit anderen. Tausche mich aus bis ich so verteilt und vernetzt bin unter all den Menschen, dass ich mich selbst wieder sammeln muss.

Ich bin in letzter Zeit wahnsinnig gern allein.
Auch gebe ich meiner weitreichenden und permanenten Sozialisation die Schuld an meiner Mittelmäßigkeit.
Ich brauche einfach genug Zeit für mich, in der ich nicht nur schlafe.

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