Samstag, 5. Dezember 2009

Feuerwasser

Weihnachtszeit, Zeit des betrunken unterm Baum Liegens und Sterne zählen obwohl's schon taghell ist aber das ist es um diese Jahreszeit eh nicht lang. Zeit der Firmenweihnachtsfeiern zu denen man anfangs gar nicht unbedingt gehen will, weil man in der Freizeit mit Kollegen nicht viel anfangen kann, aber irgendwie will man doch hin, weil man die Kollegen ja doch mag und weil's so sein soll. Dann ist man dort und sitzt schweigend -weil was soll man denn reden- neben dem süßen Kollegen, den man immer vorm Kopierer trifft und sich gegenseitig verstohlene Blicke zuwirft. Die Chefin hält eine Rede, die sogleich lobend und motivierend ist und Dank und Entschuldigungen und Aufforderungen enthält, danach gibt es Essen, viel Essen, noch mehr Wein und Musik. Unterhaltung handelt vom Essen, von der Arbeit und später von Skandalen der Weihnachtsfeier im letzten Jahr. Die Chefin geht früh, aus Gründen über die man nur munkelt. Auf jeden Fall braucht sie die Unterstützung ihrer guten Sekretärin, die als solche sehr zuverlässig und diskret ist. Während die Kollegen immer betrunkener werden, lobt man sich leise selbst, so trinkfest zu sein, da man ja als gute Teilzeitstudentin jeden Tag sein Bier genießt. Die Gespräche führen sich plötzlich über privatere Dinge; da man keine Zigaretten mehr hat, kommt man dem süßen Kollegen näher, der übrigens 23 ist und seit 2 Jahren eine Freundin hat, aber nicht sicher ist, ob er sie liebt oder ob er seine Zeit verschwendet. Nach einem kurzen Überblick über alles denkt man "Muss wohl so sein" und die Welt wird zu einem einzigen riesengroßen Klischee. Der Süße gibt mir Tobak, gibt mir Feuer und wir merken, dass wir viel gemeinsam haben und nachher doch noch miteinander auf eine Party gehen könnten. Aus irgendeinem Grund landen wir aber stattdessen bei mir und in meinem Bett und in der Hitze des Gefechts verraucht Tobak und Feuer: "Stop, I can't. My girlfriend." Ah, yes... da war doch noch was.
Irgendwann ist er weg, irgendwann geh ich schlafen, irgendwann wache ich auf und wundere mich, immer noch betrunken zu sein.


So betrunken, dass alles widerlich schmeckt, so betrunken dass ich nicht schlafen will, so betrunken dass ich gern Gesellschaft hätte und laut singe und tanze, so betrunken wie ich gestern hätte sein sollen. Ich springe lustig durch die Küche und torkle ins Bad. So betrunken dass keine kalte Dusche, kein Schlag ins Gesicht, keine saure Zitrone ernüchternd genug sind, ja sogar so betrunken, dass ich Dusche, Schlag und Zitrone nur auslache.
"Ich bin der singende, tanzende Abschaum der Welt!"
Mit Schlaf hats ja auch nicht funktioniert. Also streichle ich meinen Kater und grüble über diese verrückte Nacht, die immer mehr Rätsel über ihren Verlauf aufgibt:
Da hat doch noch jemand dritter das Lokal mit uns verlassen?
Aber wenigstens hat er oder sie uns verlassen, bevor wir begonnen hatten rumzumachen. ...hoff ich.
Wieso sind wir eigentlich zu mir gegangen?
Aber brav: ich hab nichts verloren oder vergessen. Zumindest außerhalb meiner Wohnung. Meine Wohnung hat die Schlüssel gefressen.
Wie kamen wir so schnell ins Bett?
Aber brav an Verhütung gedacht - und gemacht. Aber halt nicht weiter als zur Verhütung gekommen.
Wieso ist meine Gitarre kaputt?
Okay, das ist schon sehr traurig. Scheiß Alkohol!
Wie konnte das alles passieren?
Ich hatte doch gar nicht so viel getrunken. Nur ein Achterl. ... nach dem andern. Das war ja nur ein Liter Rotwein. und ein Liter Weißwein. und ein paar Gläser Ouzo...

Tiefe Gläser

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